25

December

So viele Küsse, so viele Seufzer

Hotels sind Durchgangsstationen, eingerichtet und erbaut für Menschen auf der Reise, auf der Suche oder manchmal auch auf der Flucht.
Das „Welcome Hotel Marburg“ hat 150 Zimmer auf 4 Etagen, 150 Türen verbunden durch lange Flure. Hotelzimmer und Hotelflure voller Überraschungen, voller Abgründe, voller Geheimnisse. Wer ist diese schöne Frau, deren Gesang wir immer in den Fluren hören? Und warum weint der alte Mann im Aufzug? Können wir der Frau vertrauen, die sich Gretel nennt und die uns anbietet, uns das Hotel zu zeigen? Warum ist das eine Hotelzimmer so dunkel und was verbindet die beiden Männer mit den seltsamen Gummimasken? Kennt jemand dieses Kind, das allein zwischen Hochhäusern aus Pappe sitzt? Wohin ist der Mann verschwunden, dessen hinterlassene Spuren wir in einem Zimmer finden? Wohnt in diesem kleinen Zelt wirklich ein Tier? Und was hat die Frau, von der Gretel sagt, es sei ihre beste Freundin, wirklich erlebt in jener Nacht, von der sie immer spricht? Verbringen Sie einen Abend im Hotel. Kommen Sie zur Rezeption, dort wird man Ihnen weiterhelfen. Vertrauen Sie Gretel, wenn sie Ihnen das Hotel zeigen will. Folgen Sie ihr durch die langen Flure, besuchen Sie mit ihr Hotelzimmer und deren Bewohner.
„So viele Küsse, so viele Seufzer“ erzählt außergewöhnliche Geschichten an einem außergewöhnlichen Ort und spielt in verschiedenen Zimmern und auf den Fluren des Welcome Hotel Marburg.Pressestimmen:
Man ist so dicht dran, dass es eigentlich peinlich sein müsste. Stattdessen übt die Nähe einen unwiderstehlichen Sog aus, der einen so vollständig in die Geschichten dieser Fremden hineinzieht, dass sie einem für kurze Zeit zu Freunden werden Das trifft auch auf Figuren zu, denen man immer wieder kurz begegnet, über die man aber wenig oder nichts erfährt. Letztlich bleiben sowieso alle Geschichten Fragmente. Und sie handeln alle von Verlust – von Menschen, Fähigkeiten, Erinnerungen. Dabei sind sie lyrisch und voller überraschender sprachlicher Bilder. Sie sind auch alle sehr traurig und enthalten trotzdem Momente absoluter Komik. Paradoxerweise machen sie alle zusammen glücklich.
(Junge Welt, 28.8.2010)
Über all diesen Geschichten hängt eine zarte Melancholie, die den Betrachter ganz und gar gefangen nimmt. Mit nur wenigen Sätzen ziehen die Darsteller ihr Publikum in ihre jeweilige Geschichte, und die Intimität der Räume tut ihr Übriges, um aus Schauspielern und Zuschauern Komplizen zu machen, gemeinsame Wanderer durch diese Geschichten und Rätsel. Bilder wie aus einem gemeinsamen Traum kann man mitnehmen: Ein ernstes, kleines Mädchen, das durch die Scheibe die Handflächen an die Pfoten des Bären legt, zwei Männer mit Clownsmasken, die in einen langsamen Tanz versunken sind.
Autor und Regisseur Rolf Michenfelder hat nichts auserzählt, vieles offengelassen. Deshalb erlebt sicher auch jeder seinen ganz eigenen Rundgang und wird sich von ganz unterschiedlichen Gefühlen und Sätzen ansprechen lassen. Ein intensiv agierendes und überzeugendes Schauspielerensemble trägt viel zur Intensität dieses Erlebnisses bei.
(Marburger Neue Zeitung, 20.8.2010) „So viele Küsse, so viele Seufzer“ schafft es auf sinnliche, originelle und humorvolle Weise mit dem Ort Hotel umzugehen und dessen Romantik und Sehnsuchtsgehalt aufzugreifen und zu verarbeiten. Man sollte sich das nicht entgehen lassen.
(Oberhessische Presse, 20.8.2010)