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November

PARZIVAL- Entschleunigungen 2

Installation, Lesung, Performance auf öffentlichen Platzen
Dauer: 14 Stunden  
Installation - Lesung - Performance
Parzival - Entschleunigungen 2 ist ein Projekt für acht Lesende und einen Wanderer, in dessen Zentrum nicht die Ausführenden, sondern die Zeit, ein Ort und ein Text stehen. Es ist eine Zeitreise in mehrfacher Hinsicht: sie nimmt uns mit in die Zeit um 1200, und sie ermöglicht uns eine sinnliche Wahrnehmung von Zeit. Für die Dauer von ca. 13 Stunden begegnen sich drei autonome Elemente: die Lesung von "DER PARZIVAL DES WOLFRAM VON ESCHENBACH" in der Übertragung von Dieter Kühn, die Installation "ZeitRaum• und die Performance "Auf dem Weg". Parzival - Entschleunigungen 2 ist eine Thematisierung von Zeit und Raum als konstituierende Bedingungen sinnlicher Wahrnehmung. Heinrich Heine schrieb 1843 nach der Erfahrung einer Eisenbahnfahrt: "Welche Veränderungen müssen jetzt eintreten in unserer Anschauungsweise und in unseren Vorstellungen! Sogar die Elementarbegriffe von Zeit und Raum sind schwankend geworden. Durch die Eisenbahnen wird der Raum getötet, und es bleibt nur noch die Zeit übrig.“
Die herrschende Zivilisation entwickelt sich mehr und mehr zu einer Zivilisation der Beschleunigung, die der Herstellung absoluter Gleichzeitigkeit entgegenrast. "Die Geschwindigkeit, ..., ist das Fluidum, in dem die deutsche Maschine der Gegenwart rotiert.“ (Lothar Baier) Aufgrund der Kolonialisierung der Zeit durch die Geschwindigkeit, verfällt auch die Zeit einem Prozeß der Entleerung und Abstraktion, und diese Entsinnlichung der Zeit tritt zur Gleichgültigkeit des vernichteten Raumes. In dem Maße, in dem die rasenden Beschleunigungsprozesse - bis hin zur elektronischen Telekommunikation mit dem Wahn und der Verführung der simultanen Teilhabe an allem - zu einer Zerstörung der grundlegenden Bedingungen menschlicher Wahrnehmungs-fähigkeit führen, bedeutet Beschleunigung die Freisetzung von Gewalt, die sich gegen den Menschen richtet.
Die Lesenden: Uwe Cramer, Sigrid Giese, Urda Hülsmeier, Annick Klug, Ludger Rößner, Stephan Saubert, Hanna Scheuring, Claudia Weiss Der Wanderer: Rolf Michenfelder