will you still need me, will you still feed me when I’m 64?
(english call below)
Die Freie Theaterszene erbt: Wie bringen wir den Generationswechsel gut über die Bühne?
Sie sind politisch und sozial engagiert. Sie haben Philosophie, Pädagogik, Soziologie oder gar nicht studiert. Als theaterbegeisterte Gruppe suchen und finden sie einen Raum, renovieren ihn aus eigener Tasche und fangen einfach mal an, Stücke zu entwickeln. Sie spielen für Kinder Jugendliche, Erwachsene, egal, für alle, die sich interessieren. Sie touren mit ihren Stücken international. Dann kommt jemand und sieht, dass es gut ist, was sie machen und gibt ihnen ein bisschen Förderung. Eine begeisterte Zuschauerin spendiert einen Scheinwerfer. Jahrzehntelang produzieren und entwickeln sie Performances, mehr schlecht als recht gefördert, aber kontinuierlich. Diese Theatermacher*innen verwirklichen keine „Projekte“, sondern gründen gleich Kollektive fürs Leben. (Die sich auch wieder zerstreiten und sich neu sortieren.) Ganz nebenbei modernisieren und revolutionieren sie die bürgerliche Theaterhochkultur und erfinden neue Formate, die z.B. in Hotels und auf Parkplätzen stattfinden und der Bildenden Kunst oft näher sind, als dem klassischen Sprechtheater.
So oder so ähnlich geht der Mythos von einer idealistischen Gründer*innengeneration, die jetzt in Rente geht. Vor etwa 40 Jahren haben sie Theaterhäuser gegründet und Strukturen geschaffen, die wir freie Theaterszene nennen. Es sind die Strukturen, in denen wir heute selbstverständlich arbeiten, für die wir ausgebildet werden und die wir jetzt erben. Es ist ein umfangreiches Erbe einer Günder*innengeneration, das wir annehmen, verwalten und weiterentwickeln dürfen, wenn wir wollen. Wenn wir können.
Im Rahmen der dritten Ausgabe des Festivals FÜR DICH FÜR DICH FÜR DICH möchten wir über drei Tage einen Künstler*innenkongress abhalten: Hier führen wir Arbeitsgespräche mit Künstler*innen, Politiker*innen und Akteuren der freien Theaterszene über verschiedene Aspekte des Generationswechsels. Schwerpunkte werden dabei die Bedeutung von politischem Aktivismus im Theater früher und heute sein, das sich wandelnde Verhältnis zum Publikum und die sozialen und kulturpolitischen Weichen, die wir für nachkommende Generationen stellen müssen, um dieses Erbe angemessen weiterentwickeln und seine Vielfalt bewahren zu können.
In Ergänzung zu den verschiedenen Formaten des Künstler*innenkongresses (Arbeitsgespräche, Vorträge, Diskussionen und Workshops) werden wir an allen drei Abenden im Anschluss an den Kongress eigens für das Festival produzierte 6 x 30minütige Performances für Publikum zeigen. Alle Infos in der Ausschreibung!